In der Reihe „Was dir nie jemand sagt über Sex ab 50“ stelle ich Menschen, die 50 Jahre oder älter sind, fünf Fragen dazu, wie sich ihr Sexleben entwickelt hat.
In Gespräch Nummer fünf hat mir die promovierte Biologin und Autorin Meike Stoverock, fast 51, Rede und Antwort gestanden. Ja, richtig gelesen, ihr Name ist dir in diesem Newsletter schon einmal begegnet. Ich werde nämlich nicht müde eines ihrer tollen Bücher zu empfehlen: “Female Choice – Vom Anfang und Ende der männlichen Zivilisation”.
Meike Stoverock hostet allerdings auch den sehr hörenswerten Geschichtspodcast “Olle Kamellen” und schreibt regelmäßig in ihrem Newsletter “Amor und Psyche” und in den sozialen Medien (Instagram @meikestoverock, Bluesky) über eine interessante Mischung aus mental health, Politik und Zwischenmenschlichem. Schau rein!
Wenn du auch einmal Teil der Interview-Reihe sein möchtest oder jemanden kennst, der*die interessiert ist, melde dich gerne bei mir!
Welche Stichworte beschreiben Sex ab 50 für dich am besten?
Meike: “Authentischer, mit mehr Respekt für meine eigene Lust, nicht mehr so sehr gefärbt durch gesellschaftliche Normen. Mit 30 habe ich den Druck, vaginale Penetration als das Nonplusultra zu sehen, noch viel stärker gespürt.”
Was fühlt sich bei Sex ab 50 anders an als mit 30?
Meike: “Zu wissen, dass männliche Zärtlichkeit nicht bedeutet, dass der Mann etwas für mich empfindet. Das war früher ein Einfallstor für schmerzhafte emotionale Verstrickungen, die für mich meist mit Liebeskummer endete.”
Worauf willst du heute beim Sex nicht mehr verzichten?
Meike: “Meine klitoralen Orgasmen ohne vaginale Penetration.”
Ist dir Sex heute wichtiger oder unwichtiger als mit 30?
Meike: “Sowohl als auch. Das patriarchal geprägte Standardprogramm ist mir heute unwichtiger als früher, in diesem Rahmen ist es für mich reizlos, mich mit Männern zu treffen. Meine Ansprüche an Sexualität sind gewachsen und eine Lust, in der sie erfüllt werden, ist mir mindestens genauso wichtig wie mit 30, wenn nicht sogar wichtiger.”
Was hat dir nie jemand über Sex ab 50 gesagt?
Meike: “Dass sich die eigene Sexualität entwickeln kann und darf. Sie darf stärker oder schwächer werden, Neigungen und Fetische können auftreten oder an Reiz verlieren, der persönliche Fokus darf sich verschieben. Und dass man nicht nur unter 35 seine Sexualität entdecken und ausleben kann.”
Vielen herzlichen Dank dafür, liebe Meike, für deine einsichtsreiche Arbeit und dass du dir die Zeit genommen hast, in deinen klaren Antworten herauszustellen, dass ein Fokus auf die eigenen sexuellen Bedürfnisse auch für die psychische Gesundheit von Vorteil ist und in jedem Alter Platz haben sollte!
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