Sich an die Seite zu stellen, das Treppchen hoch bis auf die Metaebene zu steigen und die eigene Muttersprache vom Beckenrand aus zu betrachten ist nicht ganz trivial, zugegeben. Müssen wir uns doch erst einmal bewusstwerden, dass alle unsere Werkzeuge, Schwimmflügel und Poolnudeln, mit denen wir über unsere Sprache theoretisieren und diskutieren können, aus demselben Material sind, das wir beobachten und bearbeiten möchten.
Außerdem können wir Sprache nur einfrieren und uns eine Momentaufnahme vornehmen. Einen Aggregatzustand betrachten, der schon bald nicht mehr der Wirklichkeit entspricht, weil das hier und jetzt Feste eigentlich andauernd im Fluss ist.
Im Sprachfluss untergehen lassen haben wir lange alle bis auf die generisch maskulinen Begrifflichkeiten. Bis einige begriffen, dass es eben deutliche Begriffe braucht, um die Realität unter der Sprache begreifbar und angreifbar zu machen.
Die Welt hat die Sprache entstehen lassen und die Sprache hat sich revanchiert. Versuche, in diese duale Dynamik gezielt, absichtsvoll einzugreifen waren nicht häufig erfolgreich.
Barrieren in Sprache überwinden
Umso beeindruckter bin ich von der Unermüdlichkeit der Unterstützer*innen sichtbar machender Sprache und Schrift. Was zunächst wie ein Kampf gegen die Windmühlen von Daswarschonimmerso und Diesinddochmitgemeint erschien, ganz wie im alten Märchen vom sinkenden Boot und dem Loch im Eimer, ist zu einem Politikum mit Wirkung geworden. Zwar werden die Versuche hin und wieder noch vom alltäglichen Redefluss überspült. Aber sie brechen immer wieder an die Oberfläche die Gender-Gaps und -Sternchen, die hörbar neu platzierten glottal stops und die Partizipien, sie lassen sich nicht mehr unterkriegen.
Vom Rand aus zolle ich Respekt. Diesem unglaublichen Kraftakt die deutsche Sprache um mehrere Dimensionen anzureichern, der offensichtlich Früchte trägt. Ganz entgegen jeglicher Trends sollte die wachsende Routine uns am süßesten schmecken.
Und auch auf die Gefahr hin selbst immer wieder salziges Wasser zu schlucken, mache ich mich zum Sprung zurück ins Becken bereit: Eine Arschbombe auf die Ignoranz!
Na, ist das kein flüssiger Text? Und das, trotz wortzerstückelndem Gendersternchen. Wie außerordentlich gut, dass man Flüssiges nicht so einfach zerstückeln kann. Zwinkersmiley
Aber wie in vielerlei Hinsicht gilt für mich auch im Hinblick auf die Kontroverse (in Anspielung auf das verlinkte Interview mit der feministischen Linguistin Luise F. Pusch), wie geschlechter- und gendersensible Schrift nun konkret umgesetzt werden sollte:
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Du reflektierst gern über Sprache? Ich auch! Schau mal hier, auf dem Gebiet Lust und Erregung gibt es noch zu wenig davon!